FSV OPTIK RATHENOW

Brandenburgischer Landespokalsieger 2013, 2014. Oberligameister 2015, 2018

OBERLIGA

FUSSBALLERISCH GUT, ABER FEHLERANFÄLLIG

Optik hält gegen den Berliner AK in der ersten Halbzeit gut mit, muss am Ende aber eine deutliche Niederlage hinnehmen.

Auf der Sechserposition zeigte Lukumbi Tshindaye sein Potential.

von David Joram / maz-online.de

Wenn der FSV Optik Rathenow auf den Berliner AK trifft, ist das für die beteiligten Torhüter nicht gerade ein Feiertag. In den beiden Ligaduellen der vergangenen Saison fielen insgesamt 16 Tore; vier beim 3:1-Sieg im Heimspiel, als Optik den damaligen Tabellenführer sensationell stürzte. Und sowieso unvergessen bleibt natürlich das Duell am letzten Spieltag, als die Rathenower nach einem irren 5:7 und viel Leidenschaft aus der Fußball-Regionalliga Nordost absteigen mussten.

Am Mittwochabend trafen sich beide Mannschaften schneller wieder als erwartet, wenn auch mit deutlich verändertem Personal und nur zu Testzwecken. Eines war dennoch wie in der Vorsaison: Die Torhüter durften nicht über Unterbeschäftigung klagen, am wenigsten der Optiker Robin Schneider. 1:6 (1:2) verlor der Oberligist gegen den BAK, weitere Gegentore verhinderte der aufmerksame Schneider.

Für die Rathenower traf Vladislav Lukanov (3. Minute) sogar zur frühen Führung, doch mit zunehmender Spieldauer kamen die Berliner immer besser auf Touren. Joel Richter (28.), Emre Ertürkler (38.), Jamal Rogero (65.), Nathaniel Amamoo (67.), Shinji Yamada (75.) und Omar Hajjaj (89.) schossen die Tore für den Regionalligisten.

„Fußballerisch haben wir ordentlich nach vorne gespielt – beide Gegentore waren zu einfach“, sagte Optik-Trainer Ingo Kahlisch nach 45 Minuten zu seiner Elf, die er zur Halbzeitansprache neben der Auswechselbank versammelt hatte. Nach 90 Minuten fiel sein Fazit nicht mehr ganz so positiv aus: „Wir machen wieder zu einfache Fehler, die ersten vier Gegentore schießen wir fast selbst – das darf natürlich nicht passieren. Hintenraus sind wir dann leider auseinandergefallen.“

Die Analyse des Rathenower Übungsleiters traf voll zu. Fußballerisch zeigten die Rathenower vor rund 100 Zuschauenden im Stadion Vogelgesang, dass sie mit den BAK-Spielern trotz Klassenunterschieds mithalten können – zumindest in Hälfte eins. Flott lief der Ball durch die Reihen der Optiker, die über Umschaltaktionen stets Gefahr ausstrahlten.

Den ersten flink vorgetragenen Angriff über die linke Seite veredelte Lukanov mit einem platzierten Schuss zur frühen 1:0-Führung. Die spektakulärste Szene in Hälfte eins gehörte Stürmer Manuel Härtel, der den Ball nach einer Ecke von Kapitän Jerome Leroy volley nahm und fast perfekt traf; nur knapp verfehlte der wuchtige Schuss das Tor.

Von den etlichen Rathenower Neuzugängen und Testspielern zeigte vor allem Lukumbi Tshindaye sein Potenzial, nicht darum verlegen, auch mal einen Hackentrick in sein Spiel einzustreuen. Kahlisch bot Tshindaye in der Zentrale neben Leroy auf, von wo aus der Mittelfeldspieler immer wieder die Bälle forderte und das Spiel der Gastgeber ankurbelte. In dieser Form wäre der Mann mit der Rückennummer 13 ein echter Gewinn, allerdings muss der aus Kanada stammende Tshindaye noch die letzten bürokratischen Hürden nehmen, um längere Zeit in Deutschland bleiben zu dürfen.

Im Kader des BAK fehlte überraschend Neuzugang Luis Zwick, der in der Saison 2018/2019 das Rathenower Tor gehütet hatte. „Er hat jetzt zweimal 45 Minuten für uns gespielt und wird im nächsten Testspiel am Mittwoch gegen Lübeck 90 Minuten spielen. Wenn er 90 spielt, sitzen zwei andere auf der Bank“, erklärte BAK-Trainer Benjamin Duda, warum Zwick das Spiel als Zuschauer verfolgte. „Hätte er mich angesprochen, dass er hier spielen will, dann gerne – so habe ich das gar nicht als so romantisch wahrgenommen.“

Mehr Geschenke verteilten die Rathenower Spieler. Leroys Fehlpass brachte Richter in Position, der frei vor dem herauseilenden Schneider locker über den Optik-Torwart zum 1:1 ins Tor lupfte. Ein weiterer individueller Fehler – Tshindaye verlor den Ball auf der Sechser-Position – führte zum 2:1 für die Berliner, die kurz darauf noch einen Pfostenschuss verzeichneten.

In der Phase vor der Pause hatte neben den Rathenowern auch Schiedsrichter Andy Stolz zu kämpfen, nachdem er unglücklich von einem Ball getroffen worden war. Zunächst half eine kurze Auszeit und ein Schluck Wasser, nach 65 Minuten dann nichts mehr. Mit Schwindelgefühlen endete der Arbeitstag vorzeitig, Stolz’ Assistent sprang ein.

Kahlisch wechselte bereits nach 45 Minuten und das vierfach, doch die wesentlich größeren Reserven besaß der BAK, bei dem acht Kandidaten auf der Bank saßen. Trotz intensiver Einheiten im Vorfeld, wie Trainer Duda betonte, drückten die Berliner nochmal mächtig aufs Tempo. Teils begünstigt von einigen Rathenower Aussetzern fielen die weiteren Tore. „Dass wir nach einem so frühen Rückstand das Ding noch so souverän drehen, ist erstmal ein positives Zwischenfazit; wir hätten auch höher gewinnen können“, resümierte Duda.

FSV Optik Rathenow: Schneider – Wilcke (46. Zingu), Langner, Oba-Elle (46. Winning), Rezouani, Tshindaye, Leroy, Mpongo (46. Korkmazyürek), Ücüncü, Lukanov (46. Sogocio), Härtel.