FSV OPTIK RATHENOW

Brandenburgischer Landespokalsieger 2013, 2014. Oberligameister 2015, 2018

REGIONALLIGA

ÜBERRASCHUNGSSIEG IN HALBERSTADT

Optik gewinnt bei Germania Halberstadt mit 3:0. Die Treffer besorgen Köhler mit einem Doppelschlag und Muiomo.

Rathenows Trainer hatte sich etwas einfallen lassen. Teils gezwungen, teils gewollt, gab es einige Umstellungen. Vassilios Polichronakis und Caner Özcin kamen zum Startelf-Debüt, wobei letzterer nicht wie gewohnt im Sturmzentrum, sondern auf der Außenbahn agierte.

Das zeigte gleich Wirkung, nach gerade drei Minuten setzte sich Özcin auf links ganz stark durch. Seine Hereingabe schoss Nicola Köhler platziert aufs Tor, mit einer sehr guten Flugeinlage verhinderte Florian Sowade ein frühes Gegentor.

Recht schnell berappelten sich die Gastgeber und hatten, was die Ballbesitzquote betrifft, ein deutliches Übergewicht. Nach 45 Minuten war es auch bei den Chancen eindeutig. Mit ein bisschen Dusel nahm der FSV ein 0:0 mit in die Kabine. Hundertprozentig - so war es in der 23. Minute, als Batikan Yilmaz komplett frei aus vielleicht sieben, acht Metern das Leder neben das Tor setzte. Kurz vor dem Halbzeitpfiff dann ein Triple. Kimbyze-Kimby Januario geblockt, Batikan Yilmaz geblockt, David Vogt - von Lucas Hiemann gehalten.

Zwischendurch gab es eine Aktion, die viele der 337 Zuschauer gar nicht so auf dem Schirm hatten. Yilmaz nahm den Ball im Strafraum mit dem Rücken zum Tor an. Statt den Abschluss zu suchen, versuchte er einen Pass zum Mannschaftskollegen, der jedoch misslang. Die haargenau gleiche Szene, auch noch an der gleichen Stelle, spielte sich 60 Sekunden nach Wiederbeginn ab.

Mit dem Rücken zum Tor bekam Nicola Köhler den Ball. Doch der Rathenower zog sofort aus der Drehung ab. "Ich habe das erst gar nicht gesehen, plötzlich schrie Johnny `Jaaaaa`und rannte auf mich zu." So schilderte der Schütze das 0:1, denn sein Schuss schlug unerreichbar für Florian Sowade im linken unteren Eck ein. Mit Johnny war Jonathan Muiomo gemeint, der ebenso wie Yavuz Aydogdu in der Pause für die beiden gelbbelasteten Vassilios Polichronakis und Marc Langner kam.

Insgesamt war es für ein Duell zweier um den Klassenerhalt kämpfender Teams aber außerordentlich fair. Optik stand nach der Führung gut. So gut, dass den Germanen oft keine andere Wahl als ein Rückpass auf den eigenen Keeper blieb. Ohnehin verunsichert, gab es nun auch noch Pfiffe und höhnisches Gelächter vom eigenen Anhang, während die handgezählten sieben Fans im Gästeblock bester Stimmung waren.

Diese Stimmung steigerte sich nach genau einer Stunde sogar noch. Da gelang Köhler sein zweiter Torerfolg. Aus Nahdistanz schön gegen die Laufrichtung des Torhüters vollendet, versetzte das 0:2 den VfB für gut fünfzehn Minuten in Schockstarre. Erst in der Schlussviertelstunde zogen die Vorharzer wieder an. Doch egal, ob Flanke, Freistoß, Kopfball oder Direktabnahme - Lucas Hiemann wirkte vollkommen unaufgeregt und sicher, fing oder faustete jeden Ball weg.

Zwei Konter waren auch noch zu sehen. Den ersten schloss Gojko Karupovic mit einem tollen Volley ab, da fehlten aber wirklich nur Zentimeter. Dafür passte der zweite um so besser. Johnny Muiomo meinte: "Ich wollte ihn schon auf die lange Ecke bringen. Dass er dann so einschlägt, war natürlich Wahnsinn." Aus mehr als 20 Metern klatschte das Leder an den Innenpfosten und von dort ins Netz. Gleich darauf war Schluss und die ersten drei Punkte der Saison eingefahren.

Ingo Kahlisch: "Wir waren schon öfter hier- ich kann mich nicht erinnern, dass wir hier mal gewonnen haben. Dass, was in den letzten Spielen nicht alles schlecht war, war heute nicht alles gut. In der zweiten Halbzeit haben wir unser Umkehrspiel aber ordentlich gemacht. Wir wollten den Sieg heute vielleicht etwas mehr. Und dann gelingen uns Traumtore, die machst du auch nicht jeden Tag. Wir wollen weiterhin mit dem Motto ‚Arbeit, Schule, Studium' die Liga halten. Das wird schwer."

Danny König: "Die Jungs sind sehr enttäuscht. Optik hat sehr defensiv gespielt, aber sehr gut umgeschaltet. Meine Jungs waren sind geduldig geblieben, wir mussten auf Lücken warten. Trotzdem hatten wir vor der Pause zwei, drei Riesenbretter. Die musst Du machen, dann läuft das Spiel anders. An unserer Effektivität scheitert es im Moment. Nach der Pause bekommst Du nach einem langen Einwurf das 0:1 - das hat den Jungs nicht gut getan. Nach dem 0:2 sind wir All-in gegangen und hatten noch ein Riesenbrett. Nach dem 0:3 ist das Spiel gelaufen. Die Jungs haben die Köpfe hängen lassen. Aber sie haben bis zuletzt alles gegeben. Man kann jetzt den Kopf in den Sand stecken, wir machen es nicht. Wir können uns keine neuen Spieler backen. Wir haben uns geschworen, dass wir mit dem Budget und den Spielern die Regionalliga wollen. Durch so eine Phase müssen wir durch - ich hoffe, dass sie nicht mehr lange dauert."

Halberstadt: Sowade - Grzega (63. Ferchow), Kuhnhold (G), Ambrosius, Wenzel (63. Baudis) - Twardzik, Vogt (63. Löder) - Junge-Abiol, Dörnte (76. Korsch) - Januario, Yilmaz

Rathenow: Hiemann - Techie-Menson, Turan, Drame, Wilcke - Hellwig, Langner (G / 46. Aydogdu) - Özcin (74. Gorbunow), Köhler (82. Gustavus), Polichronakis (G / 46. Muiomo) - Will (62. Karupovic)

Tore:
0:1 Nicola Köhler (47.)
0:2 Nicola Köhler (60.)
0:3 Jonathan Muiomo (90.)