FSV OPTIK RATHENOW

Brandenburgischer Landespokalsieger 2013, 2014. Oberligameister 2015, 2018

REGIONALLIGA

DRECKIG, UND DOCH SO SCHÖN

Optik erkämpft sich in Unterzahl den erhofften dreckigen Sieg und gewinnt 1:0 gegen Bischofswerda.

"Ein dreckiger Sieg wäre in Ordnung", meinte Ingo Kahlisch unter der Woche. Nun, irgendwie müssen die Fußballgötter in Bezug auf Optik ein schlechtes Gewissen gehabt haben. Sie erfüllten, ja übererfüllten dem Trainer seinen Wunsch. Noch ein bisschen schmutziger als gedacht, blieben die drei Punkte im Kellerduell gegen den Bischofswerdaer FV in Rathenow.

Nur 250 Zuschauer fanden am Samstag den Weg zum Vogelgesang. Die, die nicht kamen, haben etwas verpasst. Es sei denn, es handelt sich um Fußballästheten. Die wären nur bei absolut pünktlichem Erscheinen auf ihre Kosten gekommen. Nach exakt 48 Sekunden verwandelte Caner Özcin eine Flanke von Robin Techie-Menson mit platziertem Schuss zum 1:0.

Danach entwickelte sich das erwartete Abstiegsduell. Mit der frühen Führung im Rücken konnte Rathenow, das anders als gewohnt, in einem klassischen 4-1-4-1 antrat, sich tief hinten rein stellen. Bischofswerda versuchte das Geschehen an sich zu reißen, wobei mit zunehmender Spielzeit die Akteure auf beiden Seiten dieses "reißen" eher auf den Gegner bezogen. Viele kleine Fouls ließen keinen Spielfluß zu, schon in der ersten Halbzeit gab es fünfmal Gelb.

Das war immerhin eine höhere Zahl als die, die bei Abschlüssen zu Buche stand. Alexander Mattern und Tim Kießling (vorbei), Frank Zille (gehalten von Lucas Hiemann) waren die Absender von drei Schüssen. Beendet wurden die ersten 45 Minuten mit einer handfesten Rudelbildung, irgendwie passend zum Verlauf.

Allerdings darf das alles auch nicht nur negativ bewertet werden. Wieder und wieder hatten die Verantwortlichen beim Training den Kampfgeist beschworen, nachdem der FSV in den letzten Wochen beim hübschen Kombinieren vor dem eigenen Strafraum ja mehrfach bitter bestraft wurde. Und so konstatierte Ingo Kahlisch denn auch: "Heute hat spielerisch nicht viel geklappt, aber kämpferisch hat die Truppe bis zum Umfallen alles gegeben."

Die ersten beiden Aktionen nach dem Seitenwechsel waren zwei weitere Verwarnungen. Da es dabei auch Jerome Leroy erwischte, der schon vorbelastet war, musste Optik nach Gelb-Rot gegen den Kapitän 40 Minuten plus Nachspielzeit in Unterzahl agieren. Die Kapitänsbinde übernahm Emre Turan und erwies sich als absolut würdiger Ersatz. "Emmo" zeigte eine bärenstarke Leistung, köpfte mit stoischer Ruhe eine Flanke nach der anderen aus der Gefahrenzone.

Wobei es selten wirklich gefährlich wurde. Aleksandar Bilbija, gemeinsam mit Robin Techie-Menson ebenfalls mit Extralob vom Coach bedacht, musste einmal in höchster Not vor Hannes Graf klären. Ansonsten fiel den Gästen nicht viel ein.

Der FSV lauerte auf Konter, wobei Caner Özcin nun natürlich nur noch wenig Unterstützung vom Mittelfeld bekam. Süleyman Kapan probierte es per Freistoß, aber kein Problem für Torhüter Mika Schneider. Zehn Sekunden nach seiner Einwechslung ließ Benjamin Wilcke einen gewaltigen Direktschuss los, verfehlte das Ziel jedoch knapp.

Dann wurde es knifflig. Bei einem Abwehrversuch rutschte Oguzhan Matur aus und bekam im Liegen das Leder an den zugegebenermaßen ausgestreckten Arm. Schiedsrichter Christoph Dallmann ließ weiterspielen. Kurz vor dem Ende zeigte er nach einer Ecke und einem Zweikampf zwischen Benny Wilcke und Rudolf Sanin zum Entsetzen der Rathenower jedoch auf den Elfmeterpunkt. Die Fernsehbilder des MDR ließen kein Foul erkennen, doch den Videobeweis gibt es in der vierten Liga nicht. Daniel Maresch trat an und zielte auf das von ihm aus rechte untere Eck. Das hatte Lucas Hiemann geahnt und wehrte den Strafstoß ab.

Damit machte sich der Optik-Keeper endgültig zum "Man of the Match". Die letzten Minuten vergingen wie die davor - hohe Flanken von Schiebock, weite Befreiungsschläge vom Gastgeber. Das sah nicht immer schön aus, wurde aber von den Fans lauter und lauter bejubelt. Dann kam endlich der ersehnte Schlusspfiff. Mit diesem Sieg ist es dem FSV Optik gelungen, den Anschluss an das untere Mittelfeld herzustellen.

Fred Wonneberger: "Die Mannschaft hätte sich mindestens einen Punkt verdient gehabt. Es war ein sehr intensives, kampfbetontes Spiel von beiden Seiten - auch aufgrund der Bodenverhältnisse. Beim Gegentor weiß ich nicht, wo wir da waren. Dann haben wir versucht, uns Torchancen herauszuspielen, aber nutzen sie nicht. Rathenow war mit Kontern immer wieder gefährlich. Dann haben wir die Riesenchance mit dem Elfmeter, aber wenn man Tabellenletzter ist, dann gehen auch diese Bälle nicht rein."

Ingo Kahlisch: "Kampfbetontes Spiel, glücklich 1:0 gewonnen, jetzt können wir uns über drei Punkte freuen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen."

Komplette Pressekonferenz

Bilder vom Spiel

RATHENOW: Hiemann - R. Techie-Menson, Bibija(G), Turan, Zingu (G) - Aydogdu (G / 70. Matur) - Leroy (50. G/R), Hellwig, Kapan (65. Wilcke/G), Adewumi (G / 56. Langner) - Özcin (G)

BISCHOFSWERDA: Schneider - Treu, Meinel, Lenk (71. Sanin), Kießling - Mack (G), Mattern, Fluß (G / 82. Maresch), Klotke (77. Shubitidze), Zille (G)- Graf (G)

TOR:
1:0 Caner Özcin (1.)